"Konfirmation" heißt das Karl Prasse Fenster
aus dem Jahre 1958. Ein seltenes Zeugnis
von "Kunst am Bau" aus jenen Jahren.

Das Karl Prasse Fenster

Stellen Sie sich doch einmal vor das Eingangsportal unseres Jugendzentrums  Albert-Schweitzer-Haus in der Lauenburger Allee und wenden den Blick nach oben. Sie entdecken dann ein wundervolles Glasfenster des Künstlers Karl Prasse (1906–1997), der es 1958 unter dem Titel „Konfirmation“ geschaffen hat.

Heute vielfach in Vergessenheit geraten, ist Prasses Bedeutung für die moderne Kunst unbestritten. Das Wilhelm-Lehmbruck-Museum nannte Karl Prasse bei einer Ausstellung über das Jahrhundert moderner Skulptur „100 Jahre – 100 Köpfe“ vor einigen Jahren in einem Atemzug mit Barlach, Penck, Picasso oder Rodin. In Huckingen ist der Karl-Prasse-Weg nach ihm benannt und noch heute werden insbesondere seine abstrakten Plastiken aus den späteren Schaffensperioden auf dem Kunstmarkt gehandelt.

Einige Eckdaten zur Einordnung:

Geboren 1906 als Sohn eines Zimmermanns, begann er nach einer Lehre mit 17 Jahren seine Ausbildung bei dem Maler Max Schulze-Sölde. Von 1926 bis 29 studierte er Malerei und Grafik an der Industrieschule in Duisburg und kehrte tief beeindruckt von den Skulpturen Auguste Rodins von der Abschlussfahrt nach Paris zurück. Der Gedanke an die Bildhauerei ließ ihn dann nicht mehr los – verwirklichen konnte er ihn erst 30 Jahre später. Nach dem Besuch der Werkkunstschule Hannover (1929 bis 31) arbeitete er zunächst als Werbegrafiker. Seine gegen Hitler gerichteten politischen Karikaturen führten zu Beschlagnahme und Verurteilung. Seine künstlerischen Arbeiten galten als entartet. Dann Krieg und Gefangenschaft – Erlebnisse, die den Friedliebenden zutiefst betroffen gemacht haben – seine Zeichnungen aus dieser Zeit legen dafür Zeugnis ab. Der 8. Mai 1945 – der Tag der Kapitulation – war, wie er immer wieder sagte, für ihn der schönste Geburtstag.

1947 Beteiligung an der ersten großen Kunstausstellung in Duisburg - zu-nehmende Bekanntheit, Pressezeichner (u.a. RP) und von Mitte 1950 bis 1958 „Kunst am Bau“. In dieser Zeit des Wiederaufbaus gestaltete Karl Prasse zahlreiche Fassaden im Ruhrgebiet mit geometrisch-abstrahierenden Menschendarstellungen in Sgraffito- und Mosaik-Technik. Nur noch wenige sind bis heute erhalten – sie mussten der Wärmedämmung und Modernisierung der Gebäude weichen.

Umso schöner, dass unsere Kirchengemeinde noch über dieses künstlerisch wertvolle Fenster verfügt. Es ist Zeitzeuge der Aufbaujahre und zugleich seine Sicht des Themas „Konfirmation“, die dennoch viel Raum für die eigene Sicht des Betrachters lässt. „Die individuelle Sicht, der Dialog, bahnen den Weg zu den Werken, denn dann haben sie mit dem Menschen und er mit ihnen zu tun.“, schreibt seine Tochter Dorothea Minderop in einem Beitrag anlässlich einer Ausstellung zu Karl Prasses 100stem Geburtstag, aus dem viele der hier verwendeten Informationen stammen.  Karl Prasse wurde 1980 der „Ruhrpreis für Kunst und Wissenschaft“ verliehen. Er starb 1997 mit fast 91 Jahren.