Jahreslosung 2022


Jesus Christus spricht: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ Johannes 6, 37

Im vergangenen Jahr haben wir es oft erlebt, dass Türen geschlossen blieben und wegen Corona geschlossen bleiben mussten. Es war bitter, dass in der Kirchengemeinde nicht durchgängig sonntags Gottesdienste gefeiert werden konnten. Die Türen des Gemeindehauses waren zeitweise nicht offen für Gruppen und Kreise. Besonders die Kinder litten darunter. Haupt- und Ehrenamtliche haben sich in dieser Zeit sehr engagiert, damit Leben in Gemeinschaft möglich war. Auch heute noch sind wir weit von einem „normalen“ Miteinander entfernt, weil die Pandemie unser Leben immer noch beeinflusst. 

Jesus macht seine Tür weit auf. Er sagt: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ Damit spricht er zu Menschen, die erlebten, wie er mit fünf Broten und zwei Fischen die Vielen am See Genezareth sättigte. Sie hörten seine Worte und sahen die Zeichen und Wunder. Und Jesus sagt zu ihnen: „Wo ich bin, da findet ihr Gott. Kommt zu mir, vertraut mir. Ich kann euren Hunger und Durst nach Leben stillen. Sogar über dieses Leben hinaus!“ 

Die vielen Geschichten im neuen Testament zeigen, wie das in der Gegenwart Jesu geschieht. Da hat zum Beispiel die Krankheit nicht mehr das letzte Wort. Darauf weisen uns die Heilungsgeschichten hin, von denen das Neue Testament erzählt: Da kommt der Lahme, der von Vieren zu Jesus getragen wird, wieder in Bewegung. Da werden dem Blinden Bartimäus vor der Stadt Jericho die Augen geöffnet. Da wird der von Dunkelheit Besessene geheilt.  

In der Gegenwart Jesu sind die Naturgewalten untergeordnet. Davon erzählt die Stillung des Sturmes auf dem See Genezareth. Mit den Worten „Schweig, verstumme“ beendet er den Sturm. 

Selbst der Tod wird überwunden. So erzählen es die Geschichten. Die Verkündigung von Jesu Worten und Taten strahlt auch in unsere Gegenwart und lädt uns ein, auf Gott zu vertrauen. „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ 

Gott zieht es zu uns Menschen und er setzt alles daran, uns zu sich zu ziehen. Weihnachten erzählt davon, dass Gott uns Menschen ganz nah kommt. Er lädt uns zu sich ein. Doch er zwingt sich nicht auf. Wer sich ziehen lässt, dem gilt Jesu Zusage: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ 

Hören wir Menschen Gottes Einladung die über diesem neuen Jahr 2022 steht? 

Gesamtgesellschaftlich nimmt die Bindung zur Kirche ab. Nur noch ein Viertel der Deutschen ist evangelisch. Es ist nicht mehr selbstverständlich, Kinder zu taufen, sich konfirmieren zu lassen oder Gemeindeglied der Kirche zu sein. Dieser Verlust der Bindung an Kirche hat sich durch die Corona Pandemie meiner Meinung nach noch verstärkt. 

Andererseits erfüllt viele Menschen eine diffuse Frömmigkeit. Mir begegnen oft Menschen, die auf der Suche nach dem sind, was über dieses Leben hinausweist. Aber sie suchen „Lebenssinn“ nicht mehr in der Kirchengemeinde. Sie suchen das an anderen Orten und basteln sich eine „Patchworkreligion“ aus allem Möglichen zusammen. 

Was für ein großes Feld tut sich da für uns Menschen auf, ihnen wieder neu die frohe Botschaft von Jesus Christus zu erzählen, durch Worte und durch unser Tun. Das ist Auftrag eines jeden Christenmenschen. Mehr brauchen wir nicht zu tun. Weniger aber auch nicht! Und dann überlassen wir es Gott, dass er Menschen anrührt und zu sich zieht und sie sich ziehen lassen, denn letztendlich ist selbst der Glaube etwas, was Gott schenkt. 

„Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen,“ sagt Jesus auch heute mitten in unsere Welt hinein. Unser Leben ist nicht heil. Mitten in manches Scheitern, mitten in unsere Ängste und Traurigkeit, mitten in alle Krankheit und Schmerzen, mitten in den Hunger unserer Zeit und die Verhärtung unserer Herzen kommt Gott hinein. Da will er sein. Er ist sozusagen „Lebensbrot“ um den einzelnen Tag zu bestehen. 

Wir stehen am Beginn eines Neuen Jahres. Wir wissen nicht, was die kommenden Monate für unser Leben bereithalten. Im Moment ist die Stimmung bei vielen Menschen noch verhalten. Dabei können wir eigentlich getrost in dieses neue Jahr 2022 gehen, weil Gott mitgeht. Er lädt uns ein in seine Gemeinschaft. Er kann machen, dass sich der Himmel über uns öffnet - auch wenn so Vieles noch dagegenspricht.

Das hat auch die Künstlerin Stefanie Bahlinger in der beiliegenden Graphik ausgedrückt: Die Tür ist weit geöffnet. Der Zutritt ist barrierefrei, der Eintritt frei - kein „Türsteher“, keine Kontrolle. „Komm, Du bist eingeladen in die Gemeinschaft mit Gott.“ Brot und Wein stehen bereit. An seinem Tisch, in seinem Licht bist Du angenommen, so wie du bist. Hier kannst Du wieder „auftanken“ um mutig in das Jahr 2022 zu gehen.

Ernst Schmidt

Motiv von Stefanie Bahlinger, Mössingen, www.verlagambirnbach.de